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„Entscheiden ist wie Heckeschneiden“

Nach dem Abi die Weichen zu stellen, kann einen ganz schön unter Druck setzen. Ein Entscheidungsforscher erklärt, welche Strategien es gibt und warum zu viel Perfektionismus schadet.
03.05.2024
Ausgabe 2022/23
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Nach dem Abi die Weichen zu stellen, kann einen ganz schön unter Druck setzen. Ein Entscheidungsforscher erklärt, welche Strategien es gibt und warum zu viel Perfektionismus schadet.


Ralph Hertwig
Ist Psychologe und leitet den Forschungsbereich Adaptive Rationalität am Max-Planck- Institut für Bildungsforschung.

Herr Hertwig, Sie forschen zum Entscheiden. Warum fällt es manchen leicht, nach dem Abi einen Weg einzuschlagen, und andere tun sich damit verdammt schwer? 

Es gibt unterschiedliche Entscheidungstypen, wir nennen sie die Satisficer und die Maximizer. Es sind die Maximizer, die mit dem Entscheiden besonders ringen. 

Was ist ein Maximizer? 

Damit ist jemand gemeint, der den Anspruch hat, die für ihn bestmögliche Option zu finden. Bei 9400 Bachelorstudiengängen und mehr als 300 Ausbildungsberufen wird das schwierig. Theoretisch müsste man sich die alle anschauen und überlegen, ob sie jeweils zu einem passen. Menschen, die diesen Anspruch haben, sind oft weniger glücklich mit einer Entscheidung. Weil sie sich fragen: Habe ich vielleicht doch etwas übersehen, gibt es eine Option, die noch besser ist?

Was wäre eine andere Herangehensweise? 

Ein Satisficer würde sagen: Es geht nicht darum, die bestmögliche Option zu finden, sondern eine, die für mich gut genug ist. Er überlegt sich also vor einer Entscheidung: Womit wäre ich zufrieden? Welche Interessen von mir sollen befriedigt werden, was ist mir wichtig? 

Und wenn der allererste Studiengang, den ich mir anschaue, schon alle Kriterien erfüllt? 

Würde das im Extremfall bedeuten, dass ich mir sage: Das ist für mich gut genug, das mache ich. Und mich mit allen anderen Möglichkeiten gar nicht mehr beschäftige. 

Soll man es so machen? 

Wie gesagt, das ist ein Extrembeispiel. Und wenn man sich nicht weiter umschaut, kann man auch nichts Neues, Spannendes entdecken. Aber von den Satisficern kann man sich abschauen, sich nicht so sehr unter Druck zu setzen und selbst zu überfordern. 

Kann ein Maximizer zum Satisficer werden? 

Man kann sich zumindest hinterfragen und überlegen: Was für ein Typ bin ich? Wie zufrieden war ich in der Vergangenheit mit meinen Entscheidungen? Glaube ich möglicherweise immer, das Gras sei auf der anderen Seite grüner? Es hilft bereits, sich so etwas bewusst zu machen.

Die Berufe von heute gibt es vielleicht morgen nicht mehr. Kann man angesichts dieser Ungewissheit überhaupt eine gute Wahl treffen? 

Im Moment wirkt die Welt tatsächlich sehr unsicher, es gibt vieles, das man nicht einschätzen kann. Allerdings ist die Zukunft immer ungewiss, als Menschen müssen wir damit umgehen. Niemand weiß, wie Berufe in fünf oder zehn Jahren genau aussehen werden, wie sie sich durch Digitalisierung und künstliche Intelligenz verändern werden. Und weil wir keine Kristallkugel haben, mit der wir in die Zukunft blicken können, müssen wir auf andere Weise mit diesen Entscheidungen umgehen. 

Wie? 

Jeder Mensch hat eine Art innere Werkzeugkiste mit unterschiedlichen Werkzeugen, die er benutzt, wenn eine Entscheidung ansteht. Je nachdem, ob wir eine Wohnung suchen, einen Partner wählen oder uns neue Schuhe kaufen, kommen verschiedene Strategien zum Einsatz. 

Welche Werkzeuge gibt es? 

Eine Strategie kann sein, mit Eltern, Geschwistern, Großeltern oder Freunden darüber zu sprechen, wie sie einen wahrnehmen. Das ist auch für die Berufswahl gut anwendbar. Man kann fragen: Wie erlebt ihr mich? Was sind meine Stärken? Was glaubt ihr ist mir wichtig? Und überlegen, ob man das auch so oder ganz anders empfindet. Dadurch kommt man sich selbst näher. 

Welche Strategie hilft noch? 

Ein weiteres Werkzeug, das uns vor allem im Alltag weiterbringt, ist Routine. Ich brauche gar nicht darüber nachzudenken, mit welchem Fuß ich zuerst in meinen Schuh schlüpfe, weil ich es einfach mache wie immer. Eine ähnliche Strategie besteht darin, etwas auszuwählen, das man bereits kennt. Das Müsli, das einem schon einmal geschmeckt hat, zum Beispiel. 

„Wir verlassen die Schule als Experten für uns selbst“

Ralph Hertwig

Bei der Studienwahl hat man ja noch keine Erfahrung gesammelt, auf die man zurückgreifen könnte wie auf eine Müslipackung. 

Das ist ein Irrtum. Zwölf oder dreizehn Jahre Schulzeit sind ein unglaublich reiches Experimentierfeld, in dem wir uns in vielerlei Hinsicht selbst erfahren. Wir wissen, welcher Lernstoff uns Spaß macht, worin wir gut sind, was uns leichtfällt und was uns richtig Schweiß kostet. Wir konnten herausfinden: Mag ich Mathe? Oder lieber Sprachen? Vertiefe ich mich gern in Kunst, interessiert mich Architektur oder Geschichte? In der Schule konnten wir nicht nur neue Fähigkeiten erlernen, sondern sehr viel über uns selbst erfahren, über unsere eigenen Vorlieben, Wünsche, auch über unsere Stärken und Schwächen. In gewissem Sinne verlassen wir die Schule als Experten für uns selbst. 

Aber nicht als Experten für Studiengänge oder Berufe. Und die Flut an Infos dazu kann einen ganz schön überfordern. 

Da kann ein weiteres Werkzeug aus der Kiste helfen: Elimination by aspects. Man stellt die Informationssuche erst mal zurück und überlegt, was für einen wirklich zählt: Ist es ein gutes Einkommen? Möglichst viel Sicherheit? Etwas zu machen, bei dem man innovativ sein kann? Oder möchte ich auf jeden Fall etwas gesellschaftlich Sinnvolles tun? Wenn mir klar ist, dass bei mir das Einkommen an erster Stelle steht, fallen all die Berufe weg, bei denen ich wenig verdienen würde. So kann ich Aspekt für Aspekt durchgehen. Am Ende bleiben vielleicht zehn oder zwanzig Optionen übrig. Und mit denen befasse ich mich dann gründlicher. 

Für viele ist es das erste Mal, dass sie etwas so Weitreichendes entscheiden sollen. 

Man kann natürlich beschließen, dass andere diese Entscheidung für einen treffen: die Eltern, der Opa, die Schwester. Oder ich studiere das Gleiche wie meine Freunde, nach dem Motto: Die meisten machen Betriebswirtschaft, dann mache ich das eben auch. Auch das ist eine Strategie, allerdings eine riskante, denn so passiert es leicht, dass man eine Wahl trifft, die eigentlich gar nicht zu einem passt. 

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Was mache ich, wenn ich unschlüssig bin? 

Wer eine große Entscheidung fällen will, kann sich vorstellen, er würde eine Hecke schneiden. Dabei nähert man sich dem richtigen Niveau schrittweise an. Man überprüft immer mal wieder, wie es wirkt, und justiert dann nach. 

Was bedeutet das konkret? 

Ich muss nicht direkt einen Ausbildungsvertrag unterschreiben oder mich für einen Studiengang einschreiben, sondern kann mich Schritt für Schritt an eine Entscheidung herantasten. Zum Beispiel kann ich mich schon während der Schulzeit in den Sommerferien mal in ein Seminar oder eine Vorlesung an der Uni setzen oder online daran teilnehmen. Ich kann Studierende befragen oder Menschen, die einen Beruf ausüben, den ich für mich ins Auge gefasst habe. 

Hilft ein Aufschub in Form einer Auszeit, um Klarheit zu bekommen? 

Meine persönliche Erfahrung lautet: Ja! Ich habe meinen Zivildienst – damals musste man Wehr- oder Zivildienst leisten – in einer Einrichtung gemacht, in der ich mit psychisch kranken Menschen in Kontakt kam. Diese Zeit hat mein Denken über mich selber und über die Welt völlig geändert. Für mich war danach klar, dass ich Psychologe werden möchte. 

Ist Ausprobieren die beste Entscheidungshilfe? 

Jedenfalls hilft es enorm. Vieles kann man auf dem Papier nachlesen. Man kann versuchen, sich einzelne Möglichkeiten vorzustellen, zum Beispiel wie es sein könnte, Schreiner oder Tierärztin zu sein. Aber wirklich erfühlen kann man das nicht. Das muss man erleben, beispielsweise bei einem Praktikum. Ich kann nur raten, Dinge zu erproben. Diese ersten Schritte ins Unbekannte können wunderbar sein. 


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Geschrieben von Katrin Schmiedekampf
Katrin ist Autorin für den ZEIT Studienführer
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